Nachdem ich in einem meiner letzten Artikel etwas über die Stadtbefestigungen der Mark Brandenburg geschrieben habe, möchte ich nun einen groben Überblick darüber geben welche Mittel man im 15. Jahrhundert hatte, um eine Stadt einzunehmen.
Ein einfacher Sturm auf eine Stadtbefestigung durch Fußtruppen, die einfache Leitern anlegen um die Mauern zu erstürmen, kostet die Angreifer einen hohen Preis an Menschenleben. Deshalb bediente man sich im 15. Jahrhundert zahlreicher technischer Hilfsmittel um eine Befestigung einzunehmen. Natürlich tat man das auch schon wesentlich früher. Aber ich werde im folgendem nur auf die Hilfsmittel eingehen, die sich in Kriegs- und Feuerwerkbüchern des 15. bis frühen 16. Jahrhunderts finden lassen.
Und was sich da finden lässt ist unglaublich und so zahlreich das ich hier nur ein paar Beispiele zeigen kann.
Eine Befestigung einzunehmen ist keine kleine Unternehmung, sie erfordert Geld. Denn Mannschaft und die erforderlichen Hilfsmittel wollen bezahlt werden. Hat man nicht günstigerweise Verbündete in der Stadt, die einem in einer Filmreifen Aktion des Nachts die Tore öffnen, braucht man von beidem viel.
Natürlich wäre es das einfachste die Stadt einzuschließen und auszuhungern bis sie aufgeben. Es gibt aber einige Gründe die dafür sprechen das Vorhaben so schnell wie möglich abzuwickeln. So mag es dafür strategische oder politische Gründe geben, es mag ein Endsatzheer auf dem Weg sein, durch die schlechten hygienischen Bedingungen in länger stehenden Feldlagern brachen immer mal Seuchen aus und, eine Belagerung kostet richtig viel Geld. Weshalb es oft im Interesse der Angreifer ist die Sache schnell zu erledigen.
Der Transport des Belagerungszeugs
Will man eine Reise tun und am Zielort auf das eine oder andere nicht verzichten, muss man es mitnehmen oder vor Ort herstellen, bzw. erwerben.
So auch bei der Belagerung einer Befestigung. Egal ob es sich dabei um eine Stadt oder eine Burg handelt. Das Wort Reisen, eine Reise tun, meinte in seiner ursprünglichen Bedeutung übrigens genau das, eine Kriegsfahrt unternehmen. So bezeichnete man Soldaten als reisige.
Und da man eine Befestigung nicht nur durch Mannschaft einnimmt, war da einiges das es mitzunehmen galt.
Man benötigte Geschütze um die Befestigung Sturmreif zu schießen, Kräne um die Geschütze von den Wagen zu heben und auszurichten, Werkzeug um Dinge herzustellen, zu reparieren, Schanzungen anzulegen, Wege zu bereiten, Proviant, Material für alles mögliche, Zelte, Sturmzeug, Waffen und natürlich Mannschaft, Kriegsknechte, Büchsenmeister, Ärzte, Handwerker, etc.
In den meisten Fällen wurden, ausgenommen der Menschen, all die Dinge mit Pferdekraft transportiert. Auf Wagen, oder im Fall von Geschützen auf speziellen Gespannen.
Die Schanzungen
Will man eine Festung stürmen, ist das in der Regel nicht mal eben in zwei Stunden erledigt. Es kann Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre dauern. Was dazu führt das sich die Angreifer vor Ort, für einen vorher wahrscheinlich nicht definierten Zeitraum niederlassen.
Da es in der Natur der Sache liegt das die Belagerten den Belagerern gegenüber nicht unbedingt wohlgesonnen sind, müssen sich auch die Belagerer vor den Angriffen der Belagerten schützen.
Sei es vor deren Büchsenfeuer, vor Ausfällen oder gar vor dem Angriff eines Endsatzheeres das evtl. von einer befreundeten Stadt ausrückt, um der belagerten Stadt zur Hilfe zu eilen.
Dabei galt es Mannschaft, Material, Proviant, Pferde, etc. im Lager zu schützen. Dazu konnten provisorische Festungen mit Gräben, Wällen und Holzpalisaden oder Flechtzäunen errichtet werden. Oder eine Wagenburg geschlagen werden.
Um die Büchsenschützen beim Beschoss der Befestigungen vor Gegenfeuer zu schützen, wurden Gräben angelegt. Aus deren Deckung heraus die Schützen auf die Stadt schießen konnten.
Die Hauptbüchsen und evtl. auch andere Geschütze und deren Mannschaft wurden durch temporäre Schutzwände und Schirme geschützt.
Diese Wände wurden oft durch riesige Körbe gebildet, die vor Ort mit Sand und Gestein gefüllt wurden. Bei den Schirmen, oder Blenden, handelte es sich um aus massiven Holzbohlen gefertigte
Wände, die vor den Geschützen angebracht wurden. So das die Sicht vom Geschütz zur Stadt, und natürlich auch anders herum verstellt war.
Wollte die Bombarde einen Schuss auf die Stadt abgeben, wurde die Blende kurz hochgeklappt und sofort nach der Schussabgabe wieder gesenkt.
Die Ausführung des Schutzes mag ungenügend erscheinen wenn man an modernes Geschützfeuer denkt. Man muss aber bedenken, das die damaligen Geschütze keine Explosivgeschosse verschossen. Sondern die Geschützkugeln den Schaden allein durch die Wucht des Aufpralls anrichteten. Der bei einem Kugelgewicht von etwa 50 kg sicher auch nicht unerheblich war.
Die Geschütze
Da es einfacher ist eine Stadt zu stürmen deren Mauer zusammengefallen sind, als die Mauern zu überklettern, trachtete man danach die Mauern zum Einsturz zu bringen. Bevor man sie daran mache die Stadt zu stürmen.
Wollte man zum Einreißen der Mauer keine Mannschaft an diese heranführen, musste man die Mauern einschießen. Das Gerät der Wahl dafür waren Schleudern wie die Bilde und Geschütze. Geschütze verbreiteten sich im 14. Jahrhundert zusehends. Schon 1320 dürfte jede größere Stadt Geschütze besessen haben. Die ersten Geschütze wurden aus Eisen geschmiedet und bestanden aus mehreren Lagen. Aber bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann man damit die Geschütze aus Bronze zu gießen. Was aber nicht heißt das die geschmiedeten Geschütze von den aus Bronze gegossenen abgelöst wurden, statt dessen existierten beide nebeneinander.
Die ersten Geschütze, namentlich die Hauptstücke oder Bombarden, verfügten über keine Lafetten. Sie wurden einfach auf Balken oder direkt auf der Erde gelegt. Erst am Anfang des 15. Jahrhunderts wurden die Geschütze in ausgehöhlten Balken, Laden, gelagert. Das hintere Ende der Laden ist nach unten gerichtet, um den Rückstoß in die Erde zu leiten. Dieser Teil wird Protzstock genannt. Im vorderen Teil ruhte die Lade auf einem niedrigen Bock, Bank genannt.
Da die Geschützrohre durch den Rückstoß des Öfteren aus der Lade sprangen, versah man die Geschützrohre um 1450 mit vier Schildzapfen, dem doppelten Schildzapfen. Diese wurden in die Lade eingelassen und verhinderten die Bewegung des Geschützrohres.
Ab 1490 tauchen einfache Schildzapfen auf, die sich in etwa in der Mitte des Geschützrohres finden.
Zum Sturmreif schießen einer Befestigung kamen, natürlich je nach finanziellen Mittel der Angreifer, verschieden Geschütze, oder wie man damals sagte, Büchsen zum Einsatz. Denn in Deutschland wurden alle Arten von Schusswaffen zunächst mal als Büchsen bezeichnet. Diese wurden weiter unterteilt: Bombarde / Hauptstück, Mörser, Scharfmetze, Schlange, Handrohre, Hakenbüchsen, Handschlangen, etc.
Zum einschießen einer Mauer kamen vor allem die Hauptstücke zum Einsatz. Sie waren die großen schweren Geschütze des späten Mittelalters. Neben der Bezeichnung Hauptstücke, werden sie auch als Bombarden, ursprüngliche Pumphart, oder Legestücke benannt.
Die Hauptstücke wogen mehrere Tonnen. Weshalb es sehr aufwendig war sie zum Einsatz zu bringen. Sie musste mühsam mit Pferdegespannen vor Ort gebracht werden um dann mit Krahnartigen Gerüsten und Seilwinden vom Karren gehoben und ausgerichtet zu werden.
Der Name Legestück bezieht sich auf die Art in welcher die Büchse aufgestellt wurde. Da das Hauptstück nur aus dem Bloßen Rohr bestand und über keine Lafette verfügte, wurde sie auf Kanthölzern auf die Erde gelagert. Also hingelegt.
Da das Hauptstück nur auf den Balken lag, sprang es durch den Rückstoß bei jedem Schuss von den Balken. Deshalb versuchte man den Rückstoß abzufangen indem man hinter der Büchse Preller (Balkenkonstruktionen) anbrachte, die den Rückstoß aufnehmen sollten. Um so das Springen des Rohres zu verhindern. Wie gewaltig der Rückstoß gewesen sein muss, kann man erahnen wenn man sich die Balkenkonstruktionen anschaut die nötig waren die Preller zu halten.
Laut einer Nürnberger Chronik mussten die Preller aufgrund der enormen Belastung jedoch alle drei bis vier Tage erneuert werden.
Um das Anlegen und Austauschen der Preller zu vermeiden, gruben manche Büchsenmeister die Hauptbüchsen bis zur Hälfte ihres Querschnitts in die Erde ein.
Die Kugeln die aus den Hauptstücken verschossen wurden, bestanden aus zugemeiseltem Stein. Und wogen bis zu mehreren Hundert Kilogramm. Da die Büchsenrohre nach einem Schuss abkühlen mussten ehe man einen weiteren Schuss abgeben konnte, war die Anzahl der möglichen täglichen Schüsse auf etwa sieben beschränkt.
Da es praktisch unmöglich ist ein Hauptstück mal eben schnell anders auszurichten, oder kurz entschlossen mitzunehmen, entstand Bedarf nach mobileren Büchsen. Woraus sich eine Anzahl an unterschiedlichen Büchsen entwickelte.
Dem Hauptstück von der Feuerkraft am nächsten kommt die Scharfmetze. Die jedoch im Gegensatz zum Hauptstück über eine Lafette mit Rädern verfügt. So kann sie „einfach“ angeschirrt, transportiert und relativ schnell neu ausgerichtet werden.
Danach kommen die Haufnitzen und Feldschlangen. Die Haufnitzen sind wahrscheinlich eine Tschechische Entwicklung, da sie erstmals in den Heeren der Hussiten eingesetzt wurden.
Anfang des 14. Jahrhunderts entstand die Schlange. Sie kam in den verschiedensten Größen daher. Im Zeugbuch Kaiser Maximilians werden die Große, die Mittlere und die Kleine Schlange aufgezählt. Außerdem noch die Kataune, die Tarasbüchse, die Notbüchse, das Falkonet und das Falkonettchen.
Ebenfalls in verschiedenen Größen, kam der Mörser daher. Ihn gab es von fast schon handlich, bis ziemlich groß. Obwohl es Mörser auch in kleineren Ausführungen gibt, gehört er zu den schweren Geschützen. Was ihn von den bisherigen aufgeführten Geschützen unterscheidet ist das er nicht in einer flachen Bahn, sondern im Steilwinkel schießt. Womit es möglich ist ein Ziel zu beschießen zu dem kein Sichtkontakt besteht. Weil es sich z.B. hinter einem Wall oder einer Mauer befindet. Was eine bessere Deckung des Geschützes ermöglicht, da es auch aus einer Mulde heraus, oder hinter einem Hügel positioniert auf ein Ziel schießen kann. .
Der älteste und größte Mörser ist der Pumphart von Steyr. Er stammt von 1380 und lässt sich im Heeresmuseum zu Wien bewundern. Er konnte mit einer Ladung von 15 kg Pulver eine 690 kg schwere Steinkugel an die 600 m weit schießen.
Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts tritt eine weitere neue Gattung von Geschützen auf, das Orgelgeschütz. Mit seinen bis zu vierzig Läufen konnte es in eine Anstürmende Menge abgegeben, einiges an Stoppwirkung entfalten. Aber auch nur da, weshalb es vor allem zu Verteidigung von Stadttoren und Wagenburgen verwendet wurde.
Die Geschosse
Bei den ersten Geschossen die aus Geschützen abgefeuert wurden, handelte es sich um Pfeile.
Etwas später wurden mit den Geschützen auch Kugeln verschossen. Anfänglich wurden aus den Geschützen nur Kugeln aus zugehauenen Steinen verschossen, was bei den Hauptbüchsen auch ziemlich lange so blieb. Bei den kleineren Geschützen kamen nach und nach auch Kugeln aus Metall auf, die zunächst geschmiedet wurden, bevor man dazu überging sie zu gießen.
Bei den Handbüchsen dagegen wurden recht früh auch gegossene Bleikugeln verwendet.
All diesen Geschossen ist gemein das sie beim Aufprall nur durch Wucht und Masse Schaden anrichteten.
Zwar findet man in den Feuerwerks- und Kriegsbüchern auch Brand und Explosivgeschosse, die im Geschützrohr durch die Zündungsexplosion gezündet wurden. Die Verwendung von Explosivgeschossen dürfte sich aber in Grenzen gehalten haben.
Neben den Büchsen kamen aber auch noch die Bliden und andere Katapulte zur Anwendung. Zwar waren sie eigentlich Vertreter einer veralteten Technik, hatten aber gegenüber der modernen Technik doch noch den einen oder anderen Vorteil.
Die Herstellung eines Katapultes ist wesentlich preiswerter als die eines Geschützes, der Transport ist nicht so mühselig, da man es zerlegen und das Gewicht so besser verteilen kann. Und gegenüber den Hauptbüchsen haben Katapulte eine höhere Schussfrequenz.
Handbüchsen
Neben den großen Büchsen kamen im Sturm und aus den Belagerungsgräben heraus, natürlich auch kleinere Büchsen, Armbrüste, Bögen und Schleudern zu Einsatz.
Bei den kleineren Büchsen handelte es sich um Stabbüchsen, Handschlangen, Handrohre und Hakenbüchse. Wobei die Hakenbüchse etwas festes zum Anlegen bevorzugt, deshalb auch der Haken am Büchsenrohr. Der Haken dient dem Abfangen des Rückstoßes. Dazu wird er beim abgeben des Schusses hinter etwas festem, wie einer Mauer oder Holzwand eingehakt.
Die Gestaltung der Büchsenrohraufnahme wurde bei den „mobileren“ Handbüchsen unterschiedlich gestaltet. So waren die Stabbüchsen auf einem hölzernen oder metallischen Schaft aufgesteckt, der zum Abfeuern in den Boden gesteckt, oder unter den Arm geklemmt wurde. Handrohre wurden in eine kleine Lade gelegt, die einen kurzen Schaft besitzt an dem die Büchse gehalten wird. Das in die Lade gelegte Büchsenrohr wird durch Metallbänder in der Aussparung gehalten.
Handbüchsen sind ähnlich in ihrem Griff gelagert wie das Handrohr, nur ist das ganze schlanker und der Holzkorpus verfügt schon über so etwas wie einen modernen Gewehrkolben.
Der Büchsenmeister
Die Bedienung der Büchsen brachte einen neuen Berufsstand mit sich, den des Büchsenmeisters oder Feuerwerkers. Er war verantwortlich für die Geschütze, wusste um alle Feinheiten ihrer Bedienung und verstand sich auf die Herstellung von Pulver, Pechringen, Brandballen, etc. und wusste sowohl wie man Mauern einschießt als auch wie man sie verteidigt.
Weshalb Büchsenmeister nicht nur von Heeren verpflichtet wurden um Festungsmauern einzuschießen, sondern z.B. auch von Städten um die Mauern zu verteidigen. Sowie bei der Ausführung der Wehrbauten zu beraten und die Verteidigung durch Geschütze zu organisieren und zu leiten.
Das Wissen der Geschützmeister wurde natürlich vor allem durch Ausbildung vermittelt.
Wir finden es aber auch gesammelt in den Feuerwerkbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts.
Der Stückgießer
Ein anderer Beruf den die Entwicklung der Geschütztechnik hervorbrachte war der Stückgießer, dieser goss die großen Büchsen.
Anscheinend sahen die Stückgießer, oder auch die Büchsenmeister, ihre Geschütze als ein beseeltes Wesen. Denn sie gaben ihnen liebevolle Namen wie die faule Grete, die Faule Magd, Pumphart, der Leo, Strauß, Weckauf, die Endorferin, die Tirolerin, der Purlepaus, der Schnurrhindurch, der Lauerpfeiff, die Buhlerin, etc.
Auch bewiesen sie Witz, denn auf einigen Geschützen lassen sich Reime finden deren Ausspruch sie dem Geschütz in den Mund legten.
Ich bin genannt der Drach,
Hüt Dich wenn ich lach.
Ich bin genannt der kleine Kauz
Hau manchem gar hart auf die Schnauz.
Saturnus fraß sein Kynderlein,
ich fress sie alle, groß und kleyn!
Mobile Brücken und anderes Zeug zum Überqueren von Gewässern
Da die meisten Befestigungen auch von Gräben geschützt waren, mussten diese beim Angriff auf eine Befestigung überwunden werden.
Dabei könnte man auf die grobe Tour vorgehen und z.B. wie in Neuss den Flusslauf sperren, um das Wasser am nachließen zu hindern und das bestehende Wasser durch Gräben ablaufen lassen.
In Neuss wurde das verrichtet in dem der Flusslauf mit versenkten Schiffen und Geröll verschlossen wurde. Handelt es sich bei dem Graben um ein stehendes Gewässer, konnte es abgepumpt werden. Auch dafür finden wir in den Kriegsbüchern Gerätschaften.
Mobile Brücken konnten gebildet werden indem Schiffe nebeneinander vertäut, und Plattformen darüber gelegt wurden. Oder man baute über ins Wasser gebrachte Schwimmkörper eine Brückenkonstruktion.
Die Kriegsbücher enthalten aber auch wesentlich modernere Mittel zur Überquerung eines Grabens. So finden wir in diesen Büchern z.B. Brückenfahrzeuge, mit denen es möglich war innerhalb kürzester Zeit die Überquerung eines Grabens zu ermöglichen.
Oder Krankonstruktionen, mit deren Hilfe sich ein größeres Gewicht über einen Graben hinüber heben lässt.
Um den geharnischten Kriegsknechten bei der Durchquerung eines Gewässers zu helfen, oder sie gar vor dem Ertrinken zu bewahren, kamen Schwimmreifen zur Anwendung.
Sogar Taucheranzüge finden sich in den Kriegsbüchern. Einer dieser Taucheranzüge, der erst mal sehr abenteuerlich wirkt, wurde in jüngster Zeit sogar rekonstruiert, und, er hat funktioniert.
Die mobilen Schutzgeräte
Bei der Überquerung der Gräben und der weiteren Annäherung an die Befestigung, war die stürmende Mannschaft dem Beschuss der Verteidiger ausgesetzt. An der Mauer angekommen, kommen noch Wurfgeschosse und Feuerwerk als Bedrohung hinzu. Um die Kriegsknechte davor zu schützen, wurden die verschiedensten Konstruktionen entworfen. Die den Männern während der Annäherung, aber auch am Fuß der Mauer, Deckung bieten sollten.
Die einzelnen Knechte schützen sich in der Annäherung durch Schilde. Dabei konnte es sich um Tartschen, Setzschilde, oder andere Schilde handeln.
Der Setzschild war ein großer Schild, der, wie der Name vermuten lässt auf dem Boden abgesetzt wurde. Der Schild war so groß das sich hinter ihm gebückt, zwei Personen verbergen konnten. Was auch nötig war. Den der Büchsenschütze könnte neben seiner Büchse nicht auch noch den Schild tragen. Weshalb dies ein zweiter Mann tat. Dieser trug den Schild in der Annäherung und setzte ihn ab wenn eine günstige Position erreicht war.
Sollten mehrere Schützen durch einem Schild geschützt werden, kamen größere Konstruktionen zum Einsatz. Dazu wurden feste Holzwände aufgebaut, die über Schießscharten verfügten. Sollten die Schilde mobil sein, war die einfache Lösung mit Schießscharten versehene Holzwände an den Gegner heran zutragen und zum Schießen abzusetzen. Die aufwändigere Lösung war es unter den mit Schießscharten versehenen Holzwänden Räder anzubringen. Diese mobilen Schirme sind vor allem zum Schutz von Schützen geeignet. Da diese nicht bis an den Fuß der Mauer wollen, benötigen sie keinen Schutzdach das sie vor Bewurf schützt.
Will man direkt an die Mauer, braucht es ein Dach um die Mannschaft vor Bewurf von oben zu schützen. Dazu bediente man sich der Katze.
Mit der Katze war es möglich Gruppen unversehrt an die Mauer zu bringen. Neben einem Dach war meist auch zumindest der vordere Bereich durch Wände geschützt. Mitunter waren die Katzen aber auch rundum verkleidet. So konnte die Mannschaft zum Sturm an die Mauer gebracht werden, um an der Mauer Sprengstoff zu legen, sich daran zu machen mit Spitzhacken die Mauer einzureißen, oder was es sonst so an der Mauer zu erledigen gab ins Werk zu setzen.
Um die Katze davor zu schützen das sie von den Verteidigern der Befestigung in Brand gesetzt wird, bespannt man sie mit nassen Häuten.
Brandgeschosse
Befinden sich viele Verteidiger an der Mauer, erschwert das die Erstürmung der Befestigung. Sind es weniger, wird es leichter. Deshalb war man bestrebt dafür zu sorgen das sich nicht alle Verteidigern auf die Verteidigung der Mauer konzentrieren können. Ein Mittel dazu war das legen von Feuer. Denn durch ein Feuer innerhalb der Verteidigungsanlage waren die Verteidiger dazu gezwungen einen Teil ihrer Mannschaft mit dem Löschen zu betrauen. Abgesehen von der Bindung von Mannschaft schwächten Feuer natürlich auch die Festigung der Verteidigungsanlage, töteten evtl. Mannschaft und vernichteten Vorräte, Pulver, Pfeile und anderes Kriegsgerät.
Da man die Feuer aus der Ferne verursachen musste, wurden sie durch Fernwaffen entzündet. Dies geschah durch Feuerkugeln, Feuerlanzen, Brandpfeile, etc.
Bei Feuerkugeln handelte es sich um Kugeln die aus brennbarem Material gefertigt wurden. Dafür gab es die verschiedensten Rezepturen. Gemeinsam war den Kugeln das sie so präpariert waren, das sie sich nicht leicht löschen ließen. Die Brandballen konnten entweder geworfen, mit Geschützen oder Katapulten verschossen werden. Da die Mauer hinauf werfen aus ineffektivität ausscheidet, wurden die Ballen von den Angreifern hauptsächlich mit Geschützen oder Katapulten verschossen.
Brandpfeile wurden hinter der Spitze mit einem „Klumpen“ aus Brandmasse versehen. Diese wurde mit Hilfe einer Form um den Pfeilschaft gepresst. Die Abbildungen in den Feuerwerksbüchern lassen vermuten das die Brandpfeile hauptsächlich mit der Armbrust abgeschossen wurden.
Feuerlanzen sind „Fackeln“ die an sehr langen Stangen angebracht sind. So das man mit ihrer Hilfe sehr weit hoch reichen, und Feuer legen kann.
Leitern
Kamen die Waffenknechte am Fuß der Befestigung an und diese war nicht Sturmreif geschossen worden, mussten sie die Mauern überwinden. Was im allgemeinen mit Hilfe von Anlegeleitern getan wurde. Diese Sturmleitern gab es in den verschiedensten Ausführungen.
Bei den meisten Leiterkonstruktionen handelte es sich um Anlegeleitern, die auf dem Boden vor der zu erkletternden Mauer aufgestellt und mit dem anderen Leiterende oben an die Mauer angelegt wurden. Um das Aufstellen an der Mauer zu erleichtern, verfügten einige Modelle an einem Leiterende über Räder. Mit deren Hilfe die Leiter an der Mauer hoch geschoben werden konnte.
Werden einfache Anlegeleitern an eine Mauer angelegt, lässt sich das erklettern recht einfach verhindern, indem die Verteidiger die Leiter mithilfe von Stangen von der Mauer weg schubsen. Um das zu verhindern wurden am oberen Ende der Leiter mitunter metallene Krallen befestigt. Diese hakten sich in der Mauerkrone ein und verhinderten so das die Leiter von der Mauer weg gestoßen wurde. Um schnellst möglich eine große Anzahl an Angreifern auf die Mauer zu bekommen, entstanden Anlegeleitern die über mehrere parallele Stiegen verfügten. So das drei oder vier Kriegsknechte nebeneinander zugleich aufsteigen konnten.
Am leichtesten zu transportieren waren sicherlich die im Gebrauch befindlichen Strickleitern, die oft mit den gleichen Haken wie die Anlegeleitern in der Mauer eingehängt wurden. Auf einer Zeichnung eines solchen Hakens scheint es so als verfügten die Haken links und rechts über eiserne Tüllen. Vielleicht wurden hier lange Stangen eingesteckt, mit deren Hilfe die Haken in die Mauerkrone eingehängt wurden.
Bevor die Haken nach oben gehoben wurden, befestigte man die Strickleiter mit einer Schnur an den Haken. So das die Strickleiter zwar auf dem Boden liegen blieb wenn die Haken empor gehoben wurden, dabei aber durch das dünne Seil eine Verbindung zu dem Hacken hatte.
War der Haken in der Mauerkrone eingehängt, wurde die Strickleiter durch ein System von Umlenkrollen zur Mauerkrone hochgezogen.
Neben Leitern und Strickleitern kamen auch Steigbäume zum Einsatz. Bei Steigbäumen handelt es sich um runde Holzbalken an die Steigeisen angebracht waren. Praktisch eine Leiter mit nur einem aufrechten Holm an dem die Sprossen an seiner linken und rechten Seite angebracht sind.
Um den Transport der Holzleitern und Steigbäume zu erleichtern, entwickelte man Stecksysteme. So konnten die Leitern und Steigbäume vor Ort einfach zusammengesteckt werden. Gesichert wurden die Steckverbindungen entweder mit Keilen, oder aber mithilfe von Gewindeschrauben und Flügelmuttern. Zerlegbare Steigbäume verfügten vereinzelt an beiden Enden über ein aufgesetztes metallenes Gewinde. Auf einer Seite männlich, auf der anderen Seite weiblich. So das die Teile einfach zusammen gedreht werden konnten.
Der Rammbock und andere Türöffner
Neben der Mauer weckte natürlich auch das Stadttor bei den Angreifern Begehrlichkeiten. Holztore wurden mit dem klassischen Rammbock ein gerammt, mit Büchsen eingeschossen oder in Brand gesetzt. Der Rammbock kommt in den verschiedensten Ausführungen daher. Als einfaches Tragbares Gerät, bis hin zu Ramböcken die in Katzen integriert waren.
Um an das Tor heranzukommen galt es in der Regel erst mal den Graben zu überwinden. Der von der Stadtseite her meist durch eine Zugbrücke überbrückt wurde. Im Angriffsfall war diese natürlich hochgezogen.
Zum überwinden des Grabens gab es verschiedene Möglichkeiten. Teilweise wurden einfach Haken die an Seilen befestigt waren auf die Oberkante des Tores geworfen. Verhakten sie sich, konnte man mit Hilfe der an ihnen befestigten Seile versuchen die Zugbrücke herab zu ziehen. Entweder durch reine Muskelkraft. Oder mittels Seilwinden. Eine andere Möglichkeit bestand darin einfach eine provisorische Brücke zu bauen. Wobei man natürlich dem Bewurf und Beschuss der Belagerten ausgesetzt war. Schneller ging es mit Hilfe von Brückenfahrzeugen, die an den Graben herangefahren wurden. Um dann mittels eines ausklappbaren Auslegers den Graben zu überbrücken.
Evtl. vorhandene Fallgitter wurden durch einem Wagenheber ähnliche Gerätschaften angehoben.
Literatur und Quellen:
Ferdinand Nibler, Das Feuerwerksbuch in synoptischer Darstellung zweier anonymer Orginaltexte, Transkription und Textvergleich des Freiburger Manuskripts Ms 362 von 1432 und des sogenennten Feuerwerkbuches von 1420 (gedruckt 1529 bei Stainer, Augsburg)
Cod. Pal. Germ. 130 Beßnitzer, Ulrich Zeughausinventar von Landshut Landshut, 1485
Cod. Pal. Germ. 126 Mönch, Philipp Kriegsbuch Heidelberg, 1496
Ferdinand Nibler, Das Feuerwerksbuch in synoptischer Darstellung zweier anonymer Orginaltexte, Transkription und Textvergleich des Freiburger Manuskripts Ms 362 von 1432 und des sogenannten Feuerwerkbuches von 1420 (gedruckt 1529 bei Stainer, Augsburg)
Feuerwerksbuch. Martin Merz – BSB Cgm 599, [S.l.] Nordbayern/Franken, I: 2. Hälfte 15. Jh. ; II: 1473
Zeugbuch Kaiser Maximilians I. – BSB Cod.icon. 222, Innsbruck, um 1502
Hans Talhoffer MS Thott.290.2º 1459
Conradus Kyeser Bellifortis BSB Clm 30150 Böhmen um 1430
Ludwig von Eyb Kriegsbuch UER MS. B 26 Franken 1500
Kyeser, Conradus Bellifortis Ms. germ. qu. 15 Elsaß um 1460
Wendelin Boheim, Handbuch der Waffenkunde,