Die meisten Dolchfechter halten den Dolch in der Oberhut auf Höhe ihres Kopfes, was wir ursprünglich auch so gemacht haben. Bis mir auffiel (da guckt man hundert mal drauf und sieht den Wald vor Bäumen nicht) das in allen mittelalterlichen Schriften die sich mit dem Dolchfechten beschäftigen der Dolch hoch über dem Kopf gehalten wird.
Woraufhin ich mir die Frage stellte warum der Dolch auf allen Abbildungen so hoch gehalten wird. Denn wenn sich die Schriften in der Beziehung alle einig sind, muss die hohe Dolchhaltung einen Grund haben.
Ich denke ich weiß jetzt warum. Nach meiner Meinung liegt es zum einen an der Stellung des Handgelenks im Stich und daran welchen Weg der Dolch nehmen soll wenn er in den gegnerischen Körper eindringt.
Die Stellung des Handgelenks: Wenn ich in der Oberhut stehe und den Dolch auf Höhe meines Kopfes halte, um von dort aus zum Gesicht des Gegenüber zu stechen, ist mein Handgelenk beim Auftreffen des Dolches sehr stark nach hinten abgewinkelt. Treffen wir mit dieser Handgelenkhaltung auf ein hartes Hindernis (Knochen) können wir uns im Stich unser Handgelenk verletzen. Stechen wir jedoch von oben, bildet der Dolch zusammen mit dem Handgelenk einen 90° Winkel, mittels dem eine gute Kraftübertragung möglich ist.
Das Eindringen des Dolchs: Bei stichen von Oben möchte ich entweder zum Gesicht, oder seitlich seitlich zum Hals stechen. Wenn ich seitlich zum Hals steche soll die Klinge sich ihren Weg zum Herz oder der Lunge suchen um den Gegner möglichst schnell und nachhaltig ausser Gefecht zu setzen. Das klappt auch ganz gut wenn der Stich von Oben kommt. Wird der Stich dagegen von der eigenen Kopfhöhe aus angesetzt dringt die Klinge jedoch vorn am Schlüsselbein ein und der Dolch tritt am Rücken wieder aus. Denn ist der Dolch erst mal eingedrungen ist ein Richtungswechsel nach unten nicht mehr möglich.