Einen wikingerzeitlichen Kittel nähen

Eingangs möchte ich kurz erwähnen das ich kein Schneider bin und einem solchen mein Vorgehen evtl. etwas unkonventionell erscheinen mag, aber es funktioniert auf diese Art seit Jahren.
Als Material für den Kittel habe ich Leinen verwendet.
Um die benötigten Maße zu erhalten, habe ich mich zunächst an einem weiteren T-Shirt von mir orientiert, das über einen relativ festen Stoff verfügt. Der feste Stoff, weil sich das Leinen des Kittels nicht so dehnen wird, wie der Stoff des T-Shirts.
Um sicher zu gehen das alles passt, habe ich anschließend nochmal Brustumfang, Länge der Arme, Umfang Oberarm und Handballen, Hüfte und die gewünschte Länge – Mitte der Oberschenkel, ausgemessen.
Nachdem ich so die benötigten Maße ermittel hatte, habe ich noch mal ein paar Zentimeter für einen lockereren Sitz, sowie pro Teil zwei Zentimeter für die Naht dazu gegeben.
Enger machen geht immer noch, breiter machen ist nicht unmöglich, aber komplizierter und nicht so schön.
Geht der Kittel einfach gerade bis zu den Oberschenkelmitte durch, hapert es an der zum Laufen benötigten Weite und schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Deshalb muss der Kittel am unteren Saum mehr Weite haben als im Brustbereich.
Um diese zu erlangen kann man Schlitze in den Kittel machen, Keile einsetzen, oder beides kombinieren. Ich habe mich für die Keile entschieden.
Die Länge der Keile habe ich ermittelt indem ich das Maß vom Beckenkamm bis zum Kittelsaum genommen habe. Das untere Ende der Keile habe ich 30 cm breit gemacht.

Vor dem Anzeichnen und Zuschneiden des Stoffs, sollte er unbedingt gewaschen werden. Es ist äußerst ärgerlich, wenn der fertige Kittel das erste mal gewaschen wird, einläuft und dann nicht mehr passt.

Nachdem ich die Maße ermittelt hatte, habe ich die Stoff auf dem Boden ausgebreitet und die Maße mit Hilfe von Zollstock, einem langen Metalllineal und Schneiderkreide auf den Stoff übertragen.
Wobei ich das Teil für den Oberkörper aus einem Teil gemacht habe, sodass Vorderteil und Rückteil aus einem Stück bestehen. Um einen Ansatzpunkt zum Messen zu haben, nehme ich immer ein Bett und lege mit dessen Hilfe auf dem Stoffe erst mal einen rechten Winkel fest, von dem aus ich dann weiter messen kann.

Nach dem ich alles angezeichnet habe, habe ich den Stoff ausgeschnitten. Unter Umständen kann es sich als hilfreich erweisen eine Seite des Stoffes zu kennzeichnen um beim anschließenden zusammennähen, immer dieselbe Seite als Außen, bzw. Innenseite zu verwenden. Denn bei einigen Stoffen wirken die Stoffe je nach Seite unterschiedlich. Sowohl farblich als auch in der Oberflächenbeschaffenheit.
Man könnte leicht auf die Idee kommen das der Stoff ja durch das anzeichnen mit der Schneiderkreide auf einer Seite markiert ist, da davon immer erst noch Reste zu sehen sind. Jedoch sind die nach ein paar mal hin und her bewegen des Stoffes kaum noch zu sehen. Das ist der Vorteil von Schneiderkreide. In dem Fall aber auch ein Nachteil.

Nachdem der Stoff zugeschnitten war, habe ich den Halsausschnitt ausgeschnitten. Dazu habe ich zunächst ermittelt, wo genau die Mitte zwischen der Vorderseite und der Rückseite sitzt. Das ist auch nötig um die Ärmel an den richtigen Stellen anzusetzen.
Um die Breite des Ausschnittes zu ermitteln, habe ich den Kopfumfang gemessen und durch zwei geteilt. Die Breite habe ich auf den Stoff übertragen und mich vorsichtig ans Ausschneiden gemacht, Dabei habe ich mich langsam heran getastet. Ausgeschnitten, versucht den Kopf hindurch zu bekommen, weiter ausgeschnitten, wieder versucht den Kopf hindurch zu bekommen, … bis es gepasst hat. Wenn man hier zu forsch ans Werk geht, kann das sehr ärgerlich enden.

Zum nähen verwende ich zwei verschiedene Stiche – Den Überwendlingsstich, der dazu dient die Stoffstücken zusammenzunähen, aber vor allem dazu den Stoff am auszufransen zu hindern. Sowie – Den Heftstich, der die Naht von außen schön machen soll.
Beim Überwendlingsstich wird von der Innenseite oder der linken Seite genäht. Man betrachtet beim Nähen die anschließende Innenseite des Kleidungsstücks.
Bei dem Heftstich wird von außen oder der rechten Seite genäht. Man betrachtet beim Nähen die anschließende Außenseite des Kleidungsstücks.

Als nächstes habe ich am oberen Teil der Ärmel in der Breite die Mitte ermittelt und gekennzeichnet. Dann habe ich die Ärmelmitte an den Mittelstrich angesetzt, den ich vorher beim Festlegen des Halsausschnittes festgelegt hatte. Beide Teile mit Stecknadeln fest gesteckt und zunächst mit einem Überwendlingsstich zusammengenäht.
Anschließend habe ich die beiden unteren Keile mit Nadeln festgesteckt und ebenso angenäht. Beim Überwendlingsstich habe ich immer dreimal den Stoff durchstochen und dann den Faden vorsichtig straff gezogen, damit sich die Kante ein klein wenig einrollt. Das sorgt dafür das der Stoff nicht ausfranst. Aber nicht zu fest ziehen, sonst zieht sich der Stoff zu doll zusammen.
Nachdem die Ärmel und Keile mittels Überwendlingsstich angenäht sind, wird der ganze Kittel an den Armen und Seiten mit jeweils einer durchlaufenden Naht ebenso zusammengenäht.
Auch der Halssaum wird mit dem Überwendlingsstich gesäumt damit er nicht ausfranst. Dabei sollte von der Innenseite aus gearbeitet werden, weil er sich so nach innen einrollt. Nachdem versäumen, den Stoff am Halsausschnitt ein wenig nach innen umlegen und mit dem Heftstich umnähen.
Nachdem alles zusammengenäht ist, werden die mit dem Überwendlingsstich verbundenen Teile von der Außenseite nochmals mit dem Heftstich vernäht. Dabei wird die Heftnaht von außen ganz dicht neben der Überwendlingsstichnaht (was für ein blöder Name) gesetzt.
Dabei müssen zuerst die beiden angenähten Ärmel im Schulter- / Achselbereich mit der Heftstichnaht versehen werden. Dann die Nähte vom Handgelenk bis hinunter zum Kittelsaum. Achtet darauf den Stoff beim Heftstich so zu legen das er bei allen paarigen Nähten in die selbe Richtung zeigt.
Zum Schluss werden noch, wenn nötig, die Ärmel und der Kittelsaum auf die richtige Länge zurück geschnitten (sollte dabei die schon gesetzte Naht durchschnitten werden, muss nochmal nachgenäht werden), mit dem Überwendlingsstich gesäumt und mit dem Heftstich umgenäht. Fertig.