Die folgende Scheide baue ich in Anlehnung an eine dreikantige Dolchscheide die im Deutschen Historischen Museum in Berlin liegt, unter der Inventarnummer W 2344.a-b geführt wird und auf um 1500 datiert ist.
Aber zuerst mal vielen Dank an Marcial, ohne den ich die Scheide gar nicht gebaut hätte, da ich von Ihm sowohl den Hinweis auf dreikantige Scheiden generell, als auch den Hinweis auf die Dolchscheide im DHM bekommen habe.
Die Dolchscheide im DHM ist auf um 1500 datiert. Sie besteht aus einem dreieckigen Holzkern mit einem schwarzen Lederüberzug. Der Holzkern besteht aus drei Furnierstreifen die nicht miteinander verklebt, oder anderweitig miteinander verbunden sind. Sie werden lediglich durch die Spannung des Leders um sie herum gehalten.
Das Leder ist miteinander vernäht und auf der Rückseite der Scheide, in Nähe des Scheidenmundes finden sich zwei Löcher. Vermutlich zum durch fädeln eines Bandes um die Scheide so am Gürtel zu befestigen.
Auf der Vorderseite verfügt die Scheide über zwei Besteckfächer, bei denen es sich um „kleine Scheiden“ handelt die zwischen Furnier und Ledermantel eingelassen sind.
Bei meiner ersten Dreiecksscheide werde ich die Besteckfächer weglassen und ein Leder verwenden das ich noch habe. Wenn ich mir ein Besteck zugelegt habe wird noch eine Scheide mit Besteckfächern folgen :-) Dann auch mit dem richtigen Leder.
Als erstes markiere ich mit Bleistift den Umriss der drei Klingenseiten auf einem Stück Furnier. Um beim Zusammensetzen der Scheide auch das richtige Furnierstück zur entsprechenden Klingenseite zu finde, beschrifte ich die Furnierstreifen mit Bleistift nach den Eigenarten der Klinge. Schmiedemarke, Herabgebogene Scheibe und Blank.
Sollte die Klinge perfekt gearbeitet sein ist das eigentlich nicht nötig, sollte sie aber leichte Abweichungen haben, kann es etwas ausmachen.
Anschließend schneide ich die markierten Furnierstreifen mit einem Teppichmesser aus dem Furnier heraus. Da das Furnier keine Leinenumwicklung bekommt ist es wichtig das die Furnierstreifen möglichst genau auf die Klingenseiten passen. Zu wenig Material und die Ecken der Dolchklinge werden von dem Holzkern nicht bedeckt und so wohl auf Dauer den Ledermantel beschädigen. Zu viel Material und der Dolch wird leicht aus der Scheide rutschen, da sie zu weit ist.
Da man mit dem Teppichmesser im Furnier leicht aus der Richtung kommt, lasse ich noch einen Rand zur Bleistiftlinie stehen. Den ich anschließend vorsichtig Stück für Stück weg schleife. Um keine Wellen in den Rand der Furnierstreifen zu schleifen, lege ich das Schleifpapier um eine Stück Holzleiste herum, um so eine gerade Fläche zu haben.
Nachdem ich das Leder zunächst ganz grob zugeschnitten habe, lege ich nun die Furnierstreifen an die Dolchklinge. Damit die Furnierstreifen dabei nicht ständig auseinander fallen, klebe ich sie provisorisch mit Klebeband zusammen.
Anschließend lege das Leder darum um es nun genauer anzupassen. Um das Leder passend zu zuschneiden lege ich es um die Scheide und klemme den Überstand zwischen zwei Holzleistchen ein, mit deren Hilfe ich das Leder fixiere, während ich es straff ziehe. Ist das Leder so straff wie möglich gezogen, fixiere ich die Holzleistchen mit klammern. Das überstehende Leder schneide ich entlang der Leistchen ab, wobei die Klammern zwischendurch umgesetzt werden müssen.
Im selben Arbeitsschritt zeichne ich nahe des Scheidenmunds zwei Punkte an, die ich anschließend, wenn ich das Leder wieder abnehme, ausstanze. Durch diese Löcher kann ein Band gezogen werden durch das die Scheide am Gürtel befestigt wird.
Beim Anlegen des Leders achte ich darauf das ich am Scheidenmund einen Überstand habe den ich nach dem Vernähen dann sauber am Scheidenmund anschneide. Da beim Vernähen des Leders der Dolch in die Scheide stecken muss, klappe ich den Überstand einfach Ortwärts um damit er nicht stört.
Nun geht es ans Vernähen. Wieder lege ich die Furnierstreifen an die Klinge, fixiere sie aber diesmal mit Bindfaden. Den Leinen faden ziehe ich durch ein Stück Pech damit er beim Nähen nicht „verbrennt“ und fädele den Faden in zwei Nadeln ein.
Durch das am Scheidenmund umgeschlagene Leder und die herab gebogene Scheibe, kann ich nicht gleich oben am Scheidenmund mit der Naht beginnen, sondern beginne einfach ein Stück tiefer und nähe von dort aus Richtung Ort. Jetzt heißt es vorstechen, nähen, vorstechen, nähen …
Dabei steche ich die Nahtlöcher ziemlich weit auseinander um beim festziehen des Fadens das Leder ordentlich straff zu ziehen und so eine ordentliche Spannung um die Furnierstreifen aufzubauen.
Wenn ich am Ort angekommen bin, ziehe ich das Leder fest nach hinten, damit die Naht nach hinten rutscht und von vorn nicht zu sehen ist. Nachdem ich die Naht am Ort verknote habe, nehme ich den Dolch aus der Scheide und nähe das Reststück am Scheidenmund zusammen.
Zum Schluss schneide ich das überflüssige Leder am Scheidenmund und an der Naht mit einer Schere ab, fette die Scheide und erfreue mich an der fertigen Dolchscheide.