Heidelbeerfarbkugeln

Heute will ich versuchen blaue Farbe aus Heidelbeeren zu gewinnen. Das im Rezept angegebene methwercz, habe ich als Medesüß interpretiert. So das wir zur Herstellung der Farbe Medesüß, Heidelbeeren, Gummi Arabicum, Alaun, Kreide, einen Topf, zwei saubere Tücher zum Auspressen und Filtern, eine Reibeschale und ein weiteres Gefäß benötigen.
Noch ein Wort zur Kreide. Das was man heute als Kreide zu kaufen bekommt ist in der Regel keine Kreide mehr. Die Handelsübliche Tafelkreide besteht aus gegossenem Gips, und ist für unsere Zwecke nicht geeignet. Richtige Kreide bekommt man z.B. bei Kremer Pigmente.
Was die Menge der Zutaten angeht. Wie Ihr in den unten aufgeführten Rezepten sehen könnt verfügen diese über keinerlei Mengenangabe.
Ich habe es mit 400 Gramm Heidelbeeren, einem halben Teelöffel Alaun, einer halben Tasse Medesüß, etwa einem halben Stück Kreide und einem etwa Zeigefingernagel großem Stück Gummi Arabicum versucht.

Zunächst presse ich die Heidelbeeren durch ein Tuch in einen Topf, um so nur den Saft mit möglichst wenigen festen Bestandteilen im Topf zu haben. Dem füge ich Alaun, Medesüß und etwas Gummi Arabicum hinzu und lasse das ganze gut einkochen. Zwischendurch füge ich immer wieder ein wenig Wasser hinzu damit sich das Aufkochen bei Mindermengen etwas praktikabler gestaltet.
Quellwasser deshalb weil in allen Schriften von lauterem Wasser gesprochen wird und unser Trinkwasser heut zu Tage mit einigen Zusätzen versehen ist. Was dann wohl nicht mehr lauter ist ;-) Ich verwende dazu einfaches Mineralwasser ohne Kohlensäure.
Dann nehme ich Kreide, zerstoße sie zunächst grob, um sie dann in einer Reibeschale ganz fein zu zerreiben. Den so gewonnen Kreidestaub tue ich in eine Schale. Wenn der Heidelbeersaft nebst Zutaten gut aufgekocht und etwas abgekühlt ist, gieße ich ihn durch ein Tuch zu dem Kreidestaub und vermenge das ganze gut miteinander. Sobald die Masse soweit ausgetrocknet ist, das sie zäh und fast trocken ist, was in etwa zwei Wochen gedauert hat, forme ich daraus Kugeln und lasse sie so zu ende trocknen. Dazu sollte man sich vor dem Formen die Hände etwas befeuchten, sonst bleibt viel von der zu formenden Kugel einfach an den Händen kleben.

Wahrscheinlich war mit methwercz dem doch nicht Medesüß gemeint. Denn anstatt blauer, habe ich nun grüne Farbe. Dafür ist es aber ein sehr schönes grün geworden ;-) Aber ich werde es noch einmal versuchen! Diesmal ohne Medesüß.

Will man nun die Farbe gebrauchen schabt man von einer Kugel etwas in eine Reibeschale ab. Zerreibt das abgeschabte zu feinem Staub und gießt etwas Wasser oder Temperaturwasser hinzu und vermischt das ganze gut.

Hier das Originalrezept:

tem heydtlber

vnnd eyn wenig methwercz laß zu Samen Sidenn vnnd alaun vnnd gummi dorin …* ist auch guth blaw etc.

* Unlesbares Wort.
[Berlin, Staatsbibliothek Preuß. Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 938 Ms. 3532]

Wiltu disen safft zu knollen oder kügelin machen

So nym gestoßne kreiden vnnd Ruers vnnder den safft, laß trucknen vnd behalts so hastu Endich etc. Du magst auch obgemelten safft auß schwartzpern zeugen vnd machen wie obsteet.

[Berlin, Staatsbibliothek Preuß. Kulturbesitz, Ms. germ. qu. 417 Ms. 8]

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