Die sprachliche Differenzierung der unterschiedlichen Formen dieser Waffe.
Es mag albern sein, aber ich mag es nicht wenn ich Dinge nicht eindeutig benennen kann. So geht es mir manchmal mit Dolchen.
Denn als Dolch wird eigentlich fast jede, dem kurzen Messer ähnliche Waffe bezeichnet, die in den Handschriften behandelt wird. So sprechen wir Historischen Fechter, die in den Handschriften des 15. Jahrhunderts verwendeten Waffen als Doch an, obwohl die Bezeichnung Dolch für diese Waffenform damals noch gar nicht geläufig war. Wobei Historische Fechter wenn sie von einem Dolch sprechen, in der Regel eine reine Stichwaffe meinen. Erst die Verfasser der Fechtschriften des 16. Jahrhunderts, bezeichnen diese Waffe im weitesten Sinn als Dolch.
Und obwohl diese Waffen sich teilweise ziemlich unterscheiden, sprechen wir sie alle einfach als Dolch an. Das Problem dabei ist, das dies alles andere als eine klare Ansprache für eine Sache ist. Den bei dem Wort Dolch, hat dann vielleicht mein Gesprächspartner vielleicht eine anderes Bild vor seinem inneren Auge als ich. Was zu Missverständnissen führen kann.
Eine Ansprache als, Dolch mit einer dreikantigen Klinge und einem Gefäß in Form eines Scheibendolches, oder, ein Hodendolch mit einer Klinge die ein flaches Klingenprofil aufweist das einschneidig geschliffen ist und an der kurzen Schneide über einen Hecht verfügt, finde ich nicht wirklich befriedigend.
Schauen wir mal wie die Quellen diese Waffe ansprechen. Als Beispiel will ich hier für das 15. Jahrhundert Hans Talhoffer, Peter Falkner und den Codex Wallerstein, für das 16. Jahrhundert Achille Marozzo und Joachim Meyer heranziehen.
In den Schriften des 15. Jahrhunderts wird diese Waffe nahezu ausschließlich als Tegen oder Degen bezeichnet.
Vereinzelt wird auch vom kurzen Messer gesprochen, so z.B. Im A448 und im Hs.3227a. Dabei handelt es sich jedoch nur um Randbemerkungen und ich bin mir sicher das damit kein Dolch, sondern wirklich ein kurzes Messer mit genieteten Griffschalen gemeint ist.
Im 16. Jahrhundert wurde die Waffe dann als Dolch / Dolchen oder Tolch / Tolchen bezeichnet.
Teilweise wird die Vermutung geäußert das mit dem Wort Degen / Tegen eine reine Stichwaffe gemeint ist. Schaut man sich jedoch die in den Handschriften dargestellten Dolche an, scheint das nicht zuzutreffen. Zwar scheinen im Cod.icon.394a, im Thott 290 2 und im Codex Wallerstein ein Dolch mit einem kantigen Klingenprofil dargestellt zu sein, aber im MS 558A und bei Peter Falkner weisen die Dolche anscheinend ein flaches und breiteres Klingenprofil auf. Was vermuten lässt das ausgeschliffene Klingen gemeint sind. Womit es sich nicht mehr um eine reine Stichwaffe handeln würde.
Besonders interessant finde ich die Darstellung bei Peter Falkner, da bei ihm die Dolchklinge mal ziemlich schmal und mal wesentlich breiter dargestellt ist. Was mich vermuten lässt, das auf den Zeichnungen mal die kurze bzw. lange Schneide zum Betrachter zeigt und ein anderes mal die Fläche.
Im 16. Jahrhundert werden die Waffen dann allmählich als Dolch oder Tolch benannt. Womit aber keinesfalls eine reine Stichwaffe gemeint ist. Auf den Abbildungen in Achille Marozzos Schrift ist das sofort ersichtlich. Auf den Abbildungen in Joachim Meyers Schrift scheinen die dort abgebildeten Dolchsimulatoren der Form nach eine reine Stichwaffe darzustellen.
Auf einer Abbildung ist jedoch ein Fechter paar zu sehen das keinen Simulator, sondern eine echte Waffe verwendet. Dabei handelt es sich nicht um eine reine Stichwaffe sondern sie zeigt deutlich eine Waffe mit zwei Schneiden. Die Schriften bieten uns also scheinbar keine eindeutige Benennungsmöglichkeit für die unterschiedlichen Dolchformen. Sondern verwenden die Sammelbegriffe Tegen / Degen und Tolch / Dolch.
Deshalb schlage ich folgende Namenskonvention vor. Im groben zwischen dem Dolch, als reiner Stichwaffe, und dem Dolchmesser als Stichwaffe mit Schneide zu unterscheiden. Im feineren könnte man die Waffen wie folgt benennen.
Scheibendolch: Eine Scheibendolchform die über eine stumpfe Klinge drei oder vierkantigen Klingenprofil verfügt.
Scheibendolchmesser – einschneidig: Eine Scheibendolchform die über ein flaches Klingenprofil verfügt, an dem die lange Schneide ausgeschliffen ist. Die kurze Schneide dagegen Stumpf und etwas breiter ist.
Scheibendolchmesser – zweischneidig: Eine Scheibendolchform die über eine Klinge mit einem flachen Klingenprofil verfügt. Bei der sowohl die kurze, als auch die lange Schneide ausgeschliffen sind. Weitere mögliche Formen: Scheibendolchmesser – einschneidig mit Hecht / Scheibendolch mit Hohlkehle / Scheibendolch mit Hohlkehle – ausgeschliffen / Scheibendolchmesser – zweischneidig, untere Klingenhälfte in Dolchform / etc.
Ebenso können dann andere Dolchformen benannt werden: Hodendolch / Ohrendolchmesser – zweischneidig / Hodendolchmesser – einschneidig mit Hecht / etc.