Fast sämtliche gefundenen Hosenreste waren gefärbt und viele davon zweifarbig.
Die Bezeichnung für diese zweiteilige Kleidungsstücke von denen jedes Stoffstück
eine andere Farbe hat, ist in den Sagas halflit, half-
oder tviskipt.
Diese Mode die schon vor der Jahrtausendwende voll entwickelt war, wurde anfangs
vor allem bei Hosen angewandt.
Thorsberghose |
Die meist verwendete Farbe war wohl rot, die Sagas erzählen von einer rot grünen
Kombination. |
Es herrscht immer die Meinung vor das rot ein sehr kostbarer Farbstoff war, was
aber bei der verwendeten Menge von rot nicht sein kann. Und Walnussschalen mögen
ja importiert worden sein, aber so kostspielig können sie ja wohl nicht gewesen
sein.
Im großen und ganzen gab es wohl vier verschiedene Hosentypen. Zum einen eine enge
Langhose, die es mit und ohne angesetzte Füßlinge gab. Zum anderen die Pumphose
und eine kurze weite Hose.
Die okulbrøkr war eine enge Langhose im Thorsberger Stil welche am
Knöchel endete. Die okulbrøkr gehörten aber anscheinend nicht zur
normalen Männerkleidung.
An jeder Stelle an der in den nordischen Quellen das Wort okulbrøkr |
Thorsberghose Schnittmuster |
vorkommt, kommt es in Zusammenhang mit jungen Leuten vor die man noch nicht für voll
nimmt.
Die aber später zu verständigen Männern reifen welche dann immer andere Kleidung bekamen.
Die leitabrøkr war eine eng anliegende Langhose im Thorsberger Stil welche
angesetzte Füßlige hatte. Und vielleicht ist sie das Gegenstück zu der
okulbrøkr und damit die Männerhose.
Die Thorsberghose wird als Kriegerhose betrachtet.
Da es sich bei dem Thorsbergfund um geopferte Kriegsbeute handelt besteht der Grund
zur Annahme das die zum Fund gehörenden Gewänder ebenso wie die Waffen und
Ausrüstungsgegenstände zum Militär gehörten.
Was ja rein praktisch betrachtet auch Sinn macht da die Faltenreiche Pumphose bei
manchen Bewegungen recht hinderlich sein kann.
Osebergteppich Kleidung |
Was im Falle eines Kampfes auf Leben und Tod eben halt tödlich ausgehen könnte. |
Die stuttbrók, eine kurze und weite Hose ist leider durch keinerlei Funde
belegt, so das man nicht genau weiß wie sie ausgesehen
hat außer das sie weit und etwa Knie- bis Schenkellang gewesen ist.
Das sie getragen wurde geht sowohl aus Bild als auch aus Schriftquellen hervor, nur
leider ist sie weder auf den Bildern genau zu erkennen noch in den Schriftquellen genau
beschrieben.
Die kurzen Beinkleider auf dem Osebergteppich werden als kurze vorne geschlitzte Röcke
aufgefasst die laut Ch. Blindstein ebenso wie die kurzen
Kleidungsstücke auf den gotischen Bildsteinen mit dem blaðakyrtill |
Faltenreiches kurzes Beinkleid |
gleichzusetzen sind. Da die Rede jedoch von Hosen ist könnte ich mir denken das es sich
dabei um eine sehr faltige Art Hosenrock gehandelt haben könnte.
Das kurze Kleidungsstück auf dem gotländischem Bildstein sieht so aus als wenn es
reichlich Falten werfen würde.
Dazu würde auch die Aussage Ibn Rustahs passen das die Wikinger Hosen
trugen zu deren Herstellung hundert Ellen Stoff benötigt werden.
Damit könnten natürlich auch die Pumphosen gemeint sein, dem widerspricht aber
wiederum eine weitere Aussage Ibn Rustahs, nach der diese weite
Pumphose Schnittmuster |
Hose ein für ihn fremdes Kleidungsstück sei das in der nordischen Tracht heimisch sei. |
Wenn es sich dabei um die Pumphose gehandelt hätte dürfte sie ihm eigentlich nicht
ganz fremd gewesen sein. Da man ja davon ausgeht das die Pumphose aus dem Orient
geprägt wurde.
Die gefundene Pumphose wurde aus feinem dünnen Kreppstoff in doppelten
Lagen gefertigt. Die Vorder und Rückseite waren in einem roten bzw. gelbgrünen Ton
gefärbt. Im Gegensatz zu den heutzutage von Reenactern getragenen Pumphose,
hatte die Originale keinen engen Schaft am Unterschenkel sondern bauschten sich bis
zum Knöchel.
Rekonstruktion und Textilfragmentfund der Pumphose |