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Frieden


Schiffskopf

Osebergschiff

Mit Friede definierten unsere Ahnen etwas in ihrem inneren, eine Kraft die sie zu

Freunden untereinander und zu Freien gegenüber der übrigen Welt macht.
Wenn wir die frühere Bedeutung des Wortes betrachten, finden wir darin etwas strenges und stolzes, eine Kraft die sich in unserer Zeit in Weichheit verwandelt hat. Der Friede früherer Zeiten war nicht so passiv wie unser jetziger Begriff, er enthielt weniger Unterwerfung, mehr Wille. Er barg auch ein leidenschaftliches Element in sich, Freude.

Friede herrscht unter Verwandten, das bedeutet in erster Linie gegenseitige Unantastbarkeit. So stark auch die verschiedenen Vorstellungen aufeinander treffen und miteinander ringen mögen, so hartnäckig die einzelnen Köpfe, je nach dem Maß ihrer Weisheit, sein mögen, nie kann von Streit in anderem Sinne die Rede sein, als das Gedanken und Gefühle sich zur Übereinstimmung durcharbeiten.
Es besteht kein Zweifel daran das gute Verwandte sich gründlich streiten können, wie aber auch die Sache lag, die Entscheidung musste notwendigerweise in Frieden und zum Frieden ausfallen.

Der Friede ist etwas was unterhalb von allem liegt, tiefer als alle Neigungen. Er beruht nicht auf dem Willen, in dem Sinne das die Friedensgenossen sich immer wieder entschließen, das Verwandtschaftsgefühl allen anderen Gefühlen vorzuziehen.
Er ist mit dem Verwandtschaftsgefühl identisch.
Der Friede war unverletzlich. Der Friede ist etwas aktives, das Verwandte nicht nur dazu bringt einander zu schonen, sondern sie zwingt, sich gegenseitig ihrer Sachen anzunehmen, einander zu helfen, für einander einzustehen, sich aufeinander zu verlassen. Die Verantwortlichkeit ist absolut, weil unter Verwandten buchstäblich einer des anderen Taten tun muss.
Wenn sie ihrem Mann zum Richtstuhl folgen und ihn bis an die Grenzen des möglichen unterstützen, da handeln sie nicht als ob seine Tat die ihrige wäre, sondern sie ist es.
Aber das alte Wort Friede enthielt auch die Bedeutung der Liebe zueinander, wie eine starke Betonung von Freude. Die Freude war ein charakteristischer Zug am Manne, ja sie war ein Zeichen seiner Freiheit.
Frohmann musste Mann geheißen werden können, wenn das Urteil ganz lobend sein sollte.

Die Verse im Havamal:

„Froh soll ein Mann zu Hause sein, freigiebig gegen den Gast und milde“,
zeigen uns, was von einem Manne erwartet wurde.
So wie kühn und wohl gerüstet zu den immer wiederkehrenden Adjektiven gehört, womit der Held eingeführt wird, muss Froh hinzugefügt werden, um anzugeben das nichts fehlt an seiner vollen Männlichkeit. Unsere Vorfahren waren sehr gesellig in ihrer Freude. Zusammensein und Wohlsein waren eins bei ihnen.
Wenn sie um den Tisch oder ums Feuer sitzen, je nachdem, müssen sie immerfort lachen und lärmen, sie fühlen Freude, gaman. Dieses gaman ist ein Wort mit einer umfassenden Bedeutung, und es reicht weit über die Freuden des Tisches und des Gesprächs hinaus, aber eigentlich ist es Gesellschaft, mit anderen Worten es ist das Gemeinschaftsgefühl, das die Grundlage ihres Glücksgefühls bildet.
Mandréam Mannesfreude, die Freude an dem Zusammensein mit Männern, ist der Angelsächsische Ausdruck für Leben.

Man konnte sehr wohl seine Verwandten wissen lassen, das man persönlich für seinen

Fjord

Fjord in Norwegen

Teil eine andere Lebensweise der vorziehe, der sie nach hingen, und das man sich freuen würde wenn sie den gleichen Grundsätzen huldigten, wie man selbst.
Das konnte man jedenfalls auf Island zur Sagazeit, aber der Friede stand gleich fest wie immer.

Von den Taten seiner Verwandten Abstand zu nehmen und einen persönlichen, neutralen Standpunkt zu behaupten, davon konnte keine Rede sein.
Selbst die unbesonnensten Charaktere zögern bei Versprechungen und Verbindungen, wenn sie befürchten müssen, den Interessen eines Verwandten Abbruch zu tun. Sie Schrecken vor solchen Konflikten immer zurück. Der Friede zeigt seine Stärke darin, das er keine Tugend ist, keine außerordentliche Anforderung, sondern gerade eine alltägliche Notwendigkeit, das selbstverständlichste von allem, gleich für hoch und niedrig, für heroische und unheroische Charaktere. Deshalb erscheinen die Ausnahmen als etwas Abscheuliches, unheimliches.
Ein Töter kommt nach Hause und teilt kurz mit, das dieser oder jener getötet ist:

„und seine Verwandten werden kaum finden das ich ganz unschuldig daran bin.“

Die unmittelbare Folge dieser Worte ist, das seine Verwandten sich darauf vorbereiten, sich selbst und ihren Mann zu behaupten. Auch wenn die Verwandten während den Vorbereitungen erklären das diese Tat mehr als dumm gewesen sei und eine Menge Ärger mit sich zieht, so wären sie nicht einmal auf den Gedanken gekommen etwas anders zu tun als ihren Mann zu unterstützen.
Ebenso leiden alle die durch die Bande der Verwandtschaft verbunden sind, unter einer Verletzung, die einem einzelnem ihrer Sippe zugefügt wird, sie fühlen alle die Wunde gleich schmerzlich, alle sind sie gleich fähig Rache zu suchen. Wird eine Buße verhängt so haben alle gleichen Anteil daran.
In der ganzen altnordischen Literatur mit ihren unzähligen Tötungen, unberechtigten oder wohl begründeten, gibt es kein einziges Beispiel dafür, das Menschen im Hinblick auf den Charakter des umgekommenen Verwandten freiwillig auf Rache verzichtet hätten.




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