Stirbt ein Mensch so entfährt die Seele mit dem letzten Atem aus ihm. Das Wort Ahne bedeutet der, der ausgeatmet hat.
Damit die Seele nun ins Totenreich gelangen kann öffnet man ein Fenster oder eine Tür. Auch soll man in diesem Moment
keine Tür zuknallen, damit sich die Seele nicht dazwischen einklemmt.
Das Totenreich liegt im Westen, über das Meer Richtung England. So waren die Fischer an der dortigen Küste von Abgaben
oder ähnlichen Belastungen befreit, da sie die schwere Aufgabe hatten die Toten über zu setzen.
Immer wieder klopft es des nachts, vor Mitternacht an ihre Türen. Dann stehen die Fischer auf und begeben sich zum Ufer.
Dort finden sie leere Kähne vor die nicht ihre eigenen sind. Kaum haben sie sich hineingesetzt und die Ruder ergriffen,
füllen sich die Kähne durch das Gewicht der hinzu steigenden. Dabei ist nichts zu sehen, nur sinken die Kähne immer
tiefer ins Wasser, bis es an die Deckbalken reicht und eine unsichtbare Stimme nennt die Namen der hinzu gestiegenen.
Dann legen die Ruderer ab. Bis nach England bräuchten sie einen Tag und eine Nacht. Aber schon nach einer Stunde erreichen
sie ihr Ziel. Dort merken die Fischer wie immer mehr Gewicht von den Kähnen genommen wird, bis nur noch der Kiel die Wellen
berührt.
Manche Seelen finden aber auch nicht den Weg ins Totenreich, sei es weil sie den Weg nicht finden, oder weil sie bösartige
Trieb um treiben.
Um dies zu verhindern öffnete man wie gesagt Fenster und Türen, drehte die Töpfe um damit sich die Seele darin nicht
verfing und kehrte die Stube hinter dem Sarg aus. Beim Begräbnis gibt man den verstorbenen Gaben mit auf den Weg um
ihnen das Leben im Totenreich angenehmer zu gestalten. Kleidung, Waffen, Alltagsgegenstände und Nahrung für die Reise
ins Totenreich. Die Nahrung bestand oft aus Totenbrot. Dieses wurde aus Tonerde und Korn geformt. Aber auch Wagen und
Schiffe wurden mit gegeben.
Ein Drittel seiner beweglichen Habe stand dem verstorbenem als Grabbeigabe zu. Dabei gab man dem Verstorbenen vor allem
seine liebste Habe mit ins Jenseits. Einerseits damit er es gut hat, andererseits aber auch um ihm keinen Grund zu geben
als Wiedergänger zurück zu kehren. Aus dem Grund war auch das berauben von Gräbern streng verboten. Denn der Verstorbene
könnte als Wiedergänger zurück kehren um sich seine Habe zurück zu holen.
Die Toten unserer Sippe sind ständig um uns herum. Darum geziemt es sich auch ihnen von Zeit zu Zeit etwas Speise und Trank
bei Tische bereit zu stellen.
Um den Toten auch später noch Speiseopfer am Grab zukommen zu lassen stellte man ausgehöhlte Steine auf die Gräber in deren
Hohlraum man Speiseopfer hinein tut.
Einem kirchlichen Verbot aus dem 8. Jahrhundert können wir entnehmen das des Nachts an den Gräbern gesungen, getrunken und
gespeist wurde. 785 stellte Kaiser Karl diesen Brauch unter Todesstrafe. Jedoch klagt noch im Jahr 1000 Burchard von Worms
über diesen Brauch. Anscheinend wollten die Leute nicht von ihren Ahnen ablassen.
Denn die verstorbenen Ahnen wollten unterhalten werden wie die lebenden. So sang man bei dem Begräbnis, rühmte die Taten des
verstorbenen und feierte ausgelassen bei Speise und Trank. Je mehr man dabei verzehrte je stärker ehrte man die Verstorbenen.
So diente auch die dreitägige Totenwache zur Unterhaltung des verstorbenen solange er noch im Haus weilte.
Bestattungen fanden sowohl in Form von Feuerbestattungen als auch in Form von Erdbestattungen statt.
Wenn die Seelen das Meer oder den Fluss überquert haben ziehen sie ins Totenreich ein. Das allgemeine Totenreich wird Halja
geheißen. Dort finden sich sowohl Menschen die den Strohtot gestorben sind als auch Menschen die an einer Gewalttat verstorben sind.
Ein Großteil der an Gewalttaten verstorbenen bekommt jedoch Wodan. Einen weiteren Teil Frija. Dort verbleiben die Seelen bis sie
wieder geboren werden.