Eine spätmittelalterliche Gürteltasche nähen

Da mir meine alte Gürteltasche nicht mehr so recht gefiel, wollte ich gerne eine neue machen. Sie sollte über mehr Platz verfügen, separate Taschen für Geld haben und auch noch ein Bisschen schicker aussehen.
Als Grundlage für den Entwurf meiner Tasche habe ich die in „Purses in Pieces, Archological finds of late medieval an 16th-century leather purses, pouches, bags and cases in the Netherlands“ beschriebenen Funde genommen.
Dazu habe ich mir zunächst auf Papier einen groben Entwurf der Tasche angefertigt und die Maße festgelegt. Die sich aus dem Entwurf ergebenden benötigen Einzelteile, habe ich anschließend mit den festgelegten Maßen auf stabilen Karton gezeichnet.
So erhielt ich Schablonen die das Markieren der benötigten Teile auf dem Leder erleichtert.
Bei dem Leder habe ich mich für Ziegenleder entschieden. 1,6 mm für den Taschenkorpus und 0,8 mm für die aufgesetzten Beutel. Bei dem Lederband mit dem die Taschen zusammen gebunden werden, handelt es sich um ein rundes Lederband aus Ziegenleder.
Nachdem ich nun die Schablonen hatte, habe ich die benötigten Teile auf dem Leder mit einem Bleistift angezeichnet und mit einer Schere ausgeschnitten.
Als alle benötigten Teile ausgeschnitten waren ging es ans nähen. Als Faden verwende ich Leinenzwirn aus dem Sattlerbedarf. Mit diesem ist es möglich die Stärke des Fadens zu variieren, indem man eine entsprechende Anzahl an Fäden nimmt und diese miteinander verzwirbelt. So entsteht ein neuer Faden. Der anschließend gepecht wird. So erhält man einen Faden in der gewünschten Stärke. Zum Aufsetzen der Beutel habe ich zwei Fäden verwendet. Zum vernähen des Taschenkörpers drei Fäden. Als Nadeln verwendete ich Stahlborsten.
Angefangen hatte ich mit der Vorderseite der hinteren Tasche, auf die ich die kleinen Beutel aufgenäht habe.
Als die Beutel aufgenäht waren, habe ich die Löcher für die Schnur gestanzt, mit deren Hilfe die Beutel verschlossen werden. Vor dem Vernähen habe ich auch den Eingriff in die Tasche geschnitten.
Um dann die Hinterseite des hinteren Taschenkörpers mit der Vorderseite des hinteren Taschenkörpers zu vernähen. Ist die Tasche komplett vernäht, wird die auf links zusammengenähte Tasche gewendet.
Als nächstes werden ich die beiden Teile des vorderen Taschenkörpers miteinander vernäht. Auch hier wird vor dem Vernähen der Eingriff in den vorderen Taschenkörper geschnitten.
Nach Fertigstellung des vorderen Taschenkörpers, werden die beiden Taschenkörper mit einer Lederschnur zusammengebunden.  Mittels der Naht die von dem Lederband gebildet wird, werden auch die beiden Lederriemen befestigt, die an der fertigen Tasche die Verschlussriemen bilden. Ich habe die Lederriemen wesentlich länger als benötigt zugeschnitten. Damit ich später an der fertigen Tasche den Sitz der Riemenschnalle bestimmen kann.
Um festzulegen an welcher Stelle die Löcher für die Lederschnur gesetzt werden sollen, habe ich mir am hinteren Taschenkörper, oberhalb des Tascheneingriffs eine gerade Linie gezeichnet. Auf der ich dann mit einem Lineal die Mitte suchte. Um von dort aus mit einem Bleistift jeden Zentimeter einen Punkt zu markieren. An diesen Stellen werden anschließend die Löcher für das Lederband gesetzt. Sind die Löcher an der ersten Tasche gemacht, wird ich die zweite Tasche unter die Erste gelegt und genauso ausgerichtet, wir sie später im Verhältnis zur anderen Tasche sitzen soll.. (natürlich sitzt sie am Ende vor der kleineren Tasche). Um dann mit Hilfe der fertigen Löcher, durch diese hindurch, die entsprechenden Stellen in der unteren Tasche zu markieren. Und auch diese auszustanzen. Als letztes muss noch der Teil der hinteren Tasche mit Löchern versehen werden, der an der fertigen Tasche die Taschenklappe bildet. Welche den vorderen Tascheneingriff verschließt. Dazu wird die Taschenklappe so auf der Vorderseite der hinteren Tasche positioniert, als würde sie die Tasche verschließen. Wie schon zuvor, werden durch die schon bestehenden Löcher, die Stellen markiert an denen die Löcher gesetzt werden sollen.
Da die Naht wie gesagt auch die Verschlussriemen hält, müssen auch die Enden der Verschlussriemen mit Löchern versehen werden. Was genauso gemacht wird wie zuvor. Anlegen, markieren, Stanzen. Sind alle Löcher gesetzt, werden die Taschen mithilfe einem Lederband zusammengebunden. Dabei wird das Lederband ebenso durch die Löcher geführt, wie die Nadeln beim vernähen der Taschenkörper. So das sich das Band in den Löchern kreuzt. Beim Einfädeln kann es manchmal sehr hilfreich sein die Löcher mit einem Dorn zu dehnen, bevor die kreuzende Kordel eingefädelt wird. Und sich die Enden des Lederbandes spitz zuzuschneiden.
Ist die Tasche zu einem Stück zusammen gebunden, wird am hinteren Verschlussriemen die Schnalle angebracht. Dazu wird zunächst ermittelt auf welcher Höhe die Schnalle sitzen soll. Diese Stelle wird in der Mitte des Riemens markiert. Daraus ergibt sich die Stelle, an der ein Loch für den Schnallendorn gesetzt werden muss. Dadurch das ich den Riemen beim anschließenden setzen des Loches doppelt gelegt habe, musste ich anschließend mit einer Schere die Verbindung zwischen beiden Löchern Begradigen. Ist der Riemen soweit vorbereitet, wird die Schnalle eingefädelt und das Riemenende vernäht. Am vorderen Riemen wird anschließend die Mitte des selbigen gesucht und die Stelle markiert,  an der das erste Loch sitzen soll. Für den Fall das die Tasche mal praller gefüllt sein sollte, ist es sinnvoll in regelmäßigen Abständen weitere Löcher zu setzen.
Ist das erledigt, werden die zum Verschießen der aufgesetzten Beutel benötigten Schnüre zugeschnitten. Auch hier fertige ich mir zunächst eine Schablone an, bevor ich die Teile auf das Leder aufzeichne und ausschneide. 
Nun noch eine Schablone zur Gestaltung der Gürtelschlaufe anfertigen und dden auszuschneidenden Teil auf das Leder der Tasche übertragen. Um es dann aus zuschneiden. Abschließend noch die zugeschnittenen Lederschnüre durch die Löcher in den Beuteln fädeln, die Tasche fetten, fertig.

Am Riemenende des vorderen Verschlussriemens habe ich noch ein Riemenende angebracht. An einem Messingblech habe ich die benötigte Größe markiert.
Wobei die die zweifache Länge genommen werden muss. Soll das Blech von vorne z.B. 2,5 cm des Riemens zieren, benötigt man 5 cm.
Das markierte Stück habe ich mit einer Schere ausgeschnitten und mit Sandpapier entgratet. Anschließen wird das Stück Blech in der Mitte gebogen, so das des doppelt liegt, aber noch nicht ganz aufeinander liegt. Das gebogene Stück wird über das Gürtelende gestülpt, und mit einem Hammer sachte zusammengeklopft.
Auf dem Blech am Riemenende sucht man sich dann einen zentral gelegenen Punkt und markiert ihn. Jetzt sollte man eigentlich einen kleinen Bohrer nehmen, ein Loch in der der entsprechenden Göße bohren und das Blech anschließend entgraten.
… ich habe meine kleinen Bohrer aber nicht gefunden … Deshalb habe ich den Nagel einfach mit einem Hammer durch das Blech getrieben. Wobei sich das Blech leider leicht verbiegt, weshalb die Methode mit dem Bohrer die bessere ist.
Anschließend habe ich den Nagel mit einer Kneifzange soweit wie möglich gekürzt und die hintere Kopflose Seite mit einem Hammer vernietet.
Abschließend noch das Blech mit Stahlwolle polieren um die Kratzer zu beseitigen, jetzt aber wirklich fertig.