Büchsen und Feuerwerk

Büchsen und Feuerwerk

Seit ich vor einer Weile das Feuerwerksbuch von 1420 in der Hand hatte und mich darin ein wenig vertieft hatte, ist bei mir die Begeisterung für Büchsen erwacht.
Büchse, Puchsen oder Püchse war ein Oberbegriff für alles was mit Pulver schoss, egal ob es sich dabei um eine Große Bombarde handelte, oder um ein kleines Handrohr.

Wie so oft will ich mich auch hier auf Feuerwerk und Büchsen beschränken die um das 15. Jahrhundert herum in Gebrauch waren, mit Einschlag ins 14. und 16. Jahrhundert.
Sollte ich die Gelegenheit haben weiteres Feuerwerk oder Büchsen besichtigen zu können, werde ich sie hier hinzufügen.

Handrohre – Handbüchsen

Wie der Name schon sagt wurden diese Büchsen aus der Hand abgefeuert, zählten also nicht zur schweren, sondern zu den mobilen Büchsen. Natürlich ist im Grunde jede Büchse mobil. Nur ist das umlegern halt mit mehr oder weniger Aufwand verbunden. Handbüchsen konnten von einem Mann getragen, geladen und abgefeuert werden. Unterteilt wurden die Handbüchsen noch mal in Stangenbüchsen, Hakenbüchsen und Stabringbüchsen.
Die Stangenbüchsen wurden auf eine Stange aufgesteckt. Um sie auf das Ziel auszurichten und abzufeuern wurde die Stange auf die Schulter gelegt, unter die Achsel geklemmt oder auch in den Boden gesteckt.
Hakenbüchsen mussten zum abfeuern auf einen festen Widerstand wie eine Mauerkrone aufgelegt werden. Hinter dieser wurde der Haken angelegt, um den beim Abschuss entstehenden Rückschlag abzufangen. In den Stadtmauertürmen Schwäbisch Halls sollen sich in den Schießscharten Holzbohlen befinden hinter die an die Haken anlegen konnte.
Stabringbüchsen wurden oft in eine eine hölzerne Lade eingebaut um ihren Handhabe zu erleichtern.

Hakenbüchsen

1. Hälfte 15. Jahrhundert
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Eisen mit an geschmiedeten Stiel

 

1. Hälfte 15. Jahrhundert
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Eisen geschmiedet Mennige Anstrich
Vermutlich aus Burg Hohenaschau. Der Holzschaft fehlt.

 

Stangenbüchsen

Stangenbüchse
1399
Bronze gegossen – Fund aus Tannenberg in Hessen
Der sich ursprünglich an der hinteren Tülle befindliche Stab fehlt.

 

Größere Büchsen

Die Stückgießer, wie die Produzenten der großen Büchsen hießen waren offensichtlich stolz auf ihre Werke. Weshalb wir auf den fertigen Büchsenrohren oft Hinweise auf den Stückgießer finden, aus derer Werkstadt das Rohr stammt. Etwa in der Form: Mich goss Hannes aus Kleckersdorf.
Und sie sahen in den Büchsen anscheinend lebendige, oder zumindest beseelte Wesen. Denn sie gaben ihnen Namen wie die faule Grete, die Faule Magd, Pumphart, der Leo, Strauß, Weckauf, die Endorferin, die Tirolerin, der Purlepaus, der Schnurrhindurch, der Lauerpfeiff, die Buhlerin, etc. Und legten ihnen Sprüchlein in den Mund die man auf den Rohren finden kann:

Ich bin genannt der Drach,
Hüt Dich wenn ich lach.

Ein Nachtigall bin ich genannt
gar lipplich ist mein Gesang.
Wem ich sing, dem wird die Zeit lang.

Ich bin genannt der kleine Kauz
Hau manchem gar hart auf die Schnauz.

Die Nachtigall ist wohlbekannt, gar lieblich schön ist mein Gesang
Ich bin der Kauz und hau euch auf die Schnautz

Saturnus fraß sein Kynderlein,
ich fress sie alle, groß und kleyn!

Bockbüchsen

Bockbüchsen wurden hauptsächlich zur Verteidigung von Befestigungen wie Stadtmauern eingesetzt. Sie besaßen ein relativ kleines Kaliber, waren dafür jedoch sehr mobil und konnten auf der Mauer recht zügig den Standort wechseln.

1510 Nürnberg

 

Schlangen

Schlangen waren die mobileren unter den Feldbombarden. Wobei Schlangen nochmal unterteilt wurden. So gab es große Schlangen, halbe Schlangen, mittlere und kleine Schlangen.

Halbe Schlange
1570 Freiberg
Inschrift auf dem Mundungsstück: GOS MICH WOLFF HILGER VON FREIBERGK
Inschrift auf dem langen Feld: DIE FLATIANER UND ZELOTEN SEINT DES TEUFELS VORBOTEN und ERGEITZ FLATIANER WIRBELGAIST
Inschrift auf dem Bodenfeld: AVGUSTVS HERZOGK ZV SACHSEN CHVRFVRST
Länge: 295 cm
Gewicht: 1000 kg
Kaliber: 96 mm
Kugelgewicht: 3 kg

 

Falkonett